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  Warum Papi?
 

 

Warum Papi?

Verängstigt, voller Scham und Angst sitz ich in der Ecke, mache
mich ganz klein, mich darf doch keiner sehen.
Drücke die Hand von meinem Zwillingsbruder ganz doll, zu doll, es tut
ihm sicher weh. Doch er sagt nichts, lässt mich nicht los, lässt mich nicht
allein.
Er will mich beschützen, doch kann er es nicht, ist doch noch viel zu klein,
grad erst vier und doch schon so ernst, so schweigsam, so traurig.
Er kann nix machen, genauso wenig wie ich.
Ich muss weinen, er sieht mich an----"nicht weinen"----sagt er
und doch laufen ihm selbst die Tränen übers Gesicht.
Kann nix machen, hilflos, machtlos, zu klein!
Die Tür geht auf, er ist da, Papi ist zu Hause.
Hab Angst! Drücke die Hand fester zu,
darf das nicht zu doll, es tut ihm doch weh, lasse etwas locker.
Bitte nicht, bitte, bitte nicht,
 geht es mir immer wieder durch den Kopf.
Doch es ist sinnlos, es wird passieren,
wieder passieren, wie jeden Tag.
Er ist da. Gleich kommt er!
 BITTE NICHT!
Doch er kommt.
 "Hier seid ihr ja" ---Er lächelt---Ich habe angst!
"Komm mein Engelchen, komm zu Papi"
Hab solche Angst. Er hebt mich hoch,
 hebt mich einfach hoch, ich will das
doch nicht. Lasse meinen Bruder nicht los,
seine Hand umklammert meine ganz fest.
Nicht loslassen!
Doch Papi ist stärker,
er zerschlägt unsere Hände,
 ich will sie wieder greifen,
lass mich nicht allein, bitte!
Ich weine, schreie, will nicht! Er weint auch,
 er guckt mir nach, uns nach,
Papa und mir. Er zittert, er weint, er schreit meinen Namen.
 Schreit Papa an!
Was sagt er?
Ich verstehe es nicht,
höre seine Worte nicht,
er bewegt doch seine Lippen,
warum höre ich seine Worte nicht?
 
Was sagt er, will wissen was er
hinter mir, hinter uns,
bin ja auf Papas Arm.
Wir gehen ins Schlafzimmer,
will nicht. BITTE!
Hab Angst, er lächelt. Freut sich,
es macht ihm Spaß.
"Nicht weinen Engel" sagt er
"Bin doch jetzt bei dir, bin doch lieb zu dir,
sei du auch lieb zu mir!"
Kann nichts machen,
 kann mich nicht wehren,
 er streichelt mich, will das nicht
nicht an diesen stellen,
warum streichelt er mich da?
"Nein" flüstere ich immer wieder.
Kann nix machen,
bin doch noch so klein, zu klein.
Muss lieb sein, sein Engel sein,
 hab ihn doch lieb, ist doch mein Papi!
Er küsst mich, überall, will das nicht,
 nicht an diesen stellen!
Weine, sie tun weh, diese Tränen,
sie brennen wie Feuer.
"Warum da?" "Warum an diesen stellen?"
"Muss ihn auch küssen, warum?"
"Will das nicht!" "Muss ihn küssen überall!"
"Komm sei mein Engelchen, sei lieb zu Papi"
Will lieb sein, will sein Engel sein,
 hab ihn doch lieb, er hat mich doch
auch lieb, oder?!
Ja, ist doch mein Papi!
Jetzt legt er sich auf mich, er ist schwer,
 so schwer. Er wiegt
soviel, kriege keine Luft.
 Gleich passiert es wieder,
 gleich tut es weh,
nein, will das nicht. Es tut so weh.
Es macht ihm Spaß, er mag es,
es gefällt ihm. Er küsst mich, immer wieder.
Auf und ab, wie bei "Hoppe-Hoppe-Reiter" 
Ich mochte dieses Spiel,
früher als er das noch nicht machte, ja da mochte
ich es, jetzt nicht mehr,
 jetzt hasse ich dieses Spiel, mag es nicht
mehr spielen, auch nicht mehr im Kindergarten.
Er macht so komische Geräusche,
es tut so weh. Es wird immer doller,
immer schneller. Bald ist es vorbei.
Wo ist Danny? Will zu meinem Bruder!
"DANNY" schreie ich in Gedanken,
 er hört es, ich weiß es genau,
kann seine Gedanken lesen.
Was ist nur los?
Sehe mich, nein uns,
 Papi und mich, von oben.
Es sieht komisch aus,
es passt nicht zusammen.
Er ist viel zu groß, ich bin viel zu klein,
 es passt nicht zusammen.
Er macht komische Bewegungen,
 seine Augen, er sieht glücklich aus.
Will tot sein, wie Putzi, unser Wellensittich,
der schläft jetzt auch, für
immer.
Will auch schlafen, für immer,
nie wieder aufwachen, tot sein.
Aber er ist glücklich, er ist froh,
Papa macht es Spaß, muss lieb sein.
Und dann, dann stöhnt er ganz laut.
Es ist vorbei, es tut so weh!
Er gibt mir noch einen Kuss!
"Warst ein lieber Engel,
der liebste Engel den es gibt!"
flüstert er mir zu.
Es blutet, ich blute! Warum?
Was ist passiert? Versteh es nicht!
WARUM?
Ich mag es nicht, will das doch nicht.
"Hab ihn doch lieb, ist doch mein
Papi!"
"Es ist normal" hat er gesagt,
immer wieder, "es ist normal"
Glaube ihm, er ist ja groß,
er ist erwachsen.
Erwachsene haben immer Recht,
 bin doch nur ein Kind.
"Hab Miriam im Kindergarten gefragt,
 sie hat gesagt, ihr Papa macht es auch
mit ihr!"
Aber es tut so weh, es blutet.
Frage mich immer wieder "warum?"
Wo ist Mama?
Warum macht sie nichts dagegen?
Sie weiß es doch! Sie hat
 uns doch gesehen, als er, als wir......
Beim letzten mal, sie hat nichts gemacht,
nur geguckt, nichts gesagt, stand
nur in der Tür.
Er hat sie angeschrieen.
"Warum schreit mein Papa meine Mama an?"
Dann ist sie gegangen, hat nichts gesagt, nie.
Kein Wort, nur, das ich nichts sagen darf.
Niemandem, niemals! Es ist normal! hat sie gesagt
Muss das glauben, will ja lieb sein, ein Engel sein!
Laufe zu Danny! Er hält mich fest!
"Hast du aua?" fragen seine Gedanken,
 ich muss weinen. Er hat auch "aua"
Genau wie ich. Er spürt dasselbe wie ich,
 jedes Mal.
Spürt immer wenn ich aua hab,
 genauso doll wie ich.
Er nimmt mich in seine Arme,
 in seine kleinen Arme, sind doch noch so klein,
so schlafen wir ein, Arm in Arm,
 in der Ecke, ganz allein.
Wo ist Mami?
Frage mich immer wieder "Papi warum?"
Hab dich doch so lieb, will doch ein Engel sein!
Papi warum? WARUM?
Will tot sein, wie Putzi, will immer schlafen,
 wie Putzi, tot sein......
 
 
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